Kalte Füße
Ein Hallo geht raus aus dem Nebel verschleierten Uuwo, wo
sich die Sonne nun nur noch selten blicken lässt. Die kalte Jahreszeit hat
begonnen und morgens fällt es mir wirklich schwer, aus dem Bett zu kommen. Aus
meiner vierlagigen Deckenhöhle krieche ich nur ungern, aber wenn man den ersten
Kälteschock hinter sich hat, geht es schon viel besser.
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Unsere Kirche in Uuwo |
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Kipindi cha mboga |
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Häusergestaltung am Fuße des Kilimanjaros |
Die letzten eineinhalb Monate hier haben begonnen und ich
muss immer öfter an den einen Tag denken, wo es zum KIA geht und dann zurück
nach Deutschland. Es fühlt sich komisch an, das alles bald zurückzulassen und
doch freue ich mich schon auf das, was mich ab Mitte August erwartet. Gestern
fand für Helena und mich das vorletzte Fieldworkertreffen statt
(Zusammentreffen aller Fieldworker, mit denen wir die Arbeit in den
verschiedenen Gemeinden machen). Nach und
nach wird mir bewusst, dass ich einige von ihnen nur noch ein einziges
Mal Ende Juli sehen werde und wie ungewiss es ist, sie wiederzutreffen. Aber
nichts destotrotz geht der Alltag für mich weiter und vor Helena und mir liegt
noch ein ganzes Stück Arbeit. Neben drei bevorstehenden Seminaren über HIV/Aids
stapelt sich einiges im Büro. Außerdem hatten wir vor zwei Wochen das
Motivationsseminar für die Schüler, die vom Jimbo ein Scholarship für die
Secondary School erhalten haben. Hm, was soll ich sagen. Es war wieder mal
ziemlich chaotisch und so begannen wir viel zu spät, es kamen viel mehr Schüler
als erwartet und der Inhalt kam viel zu kurz. Wir konnten leider nicht in den
großen Seminarraum auf dem Office-Gelände, da dort ein großes Pastorentreffen
stattfand, sodass wir in die nahegelegene Gemeinde Himo gingen, wo der Raum
eher einer Baustelle glich. Nichts war vorbereitet und Helena und ich fegten
auf den letzten Drücker einen Drittel des Bauschutts und Staubs weg und
schleppten mithilfe einiger Kinder, die vorher noch Konfirmationsunterricht
hatten, 70 Stühle aus der Kirche in unseren Raum. Letztendlich bekamen wir mal
wieder keine Rückmeldung weder von der Sister noch von den Fieldworkern, von
denen zwei anwesend waren, um „uns unter die Arme zu greifen“. Also ziemlich
frustrierend, wo wir uns doch so viel Mühe gegeben hatten, das Seminar
möglichst anschaulich und spannend zu gestalten. Das Thema war „Baum des Lebens“.
Was sind meine Wurzeln, meine Stärken/Schwächen? Welche Wege kann ich gehen, um
meine Ziele zu erreichen? Am Ende verteilten wir an alle Schüler ein kleines
Bäumchen, das sie sich zuhause einpflanzen und beim Wachsen und Gedeihen
zusehen können.
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vorher |
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nachher |
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Mein Leben jetzt und meine Zukunft |
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Jede/r holt sich sein/ihr Bäumchen ab |
Ansonsten gibt es nicht so viel Neues zu berichten… Seit ein
paar Wochen haben wir drei Amis bei uns wohnen, die in der
Dispensary in Uuwo arbeiten. Erst war ich ja nicht so begeistert, aber die drei
sind echt bemüht, ich kann mal wieder mein Englisch ein bisschen aufbessern und
ab und an gibt es leckere Erdnussbuttercookies. Ansonsten habe ich neulich einen
Hahn nach dem Gottesdienst ersteigert. Die Leute mussten ziemlich schmunzeln,
hatte mich auch erst mit dem Preis vertan und etwas völlig Abwegiges in die
Menge gebrüllt. Aber letztendlich war ich die stolze Gewinnerin, die James (so
ist sein Name) mit nach Hause nehmen durfte. Pracseda war wohl etwas baff,
musste aber auch ziemlich kichern und so läuft James in seiner neuen Clique
fröhlich über den Hof. Manchmal kommt er an die Haustür, um mich zu grüßen. Er
weiß ja noch nicht, was ihm bevorsteht….
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James und ich |
Und schon in eineinhalb Wochen starte ich in meinen letzten
Urlaub. Es geht runter in den Süden bis nach Malawi. Ich freue mich schon sehr,
auch wenn die Hin- und Rückreise vermutlich zu einer kleinen Geduldsprobe für
mich wird. Drei Tage mit dem Bus über Stock und Stein… Man weiß nie, was einen
erwartet, doch wenn ich erst mal in Mbeya bin, hoffe ich, Bianca, eine
Mitfreiwillige vom ZMÖ zu treffen und in Malawi dann Jorim, der seit Anfang
August letztem Jahr in Durban, Südafrika ist. Ich bin schon echt gespannt, sie
wiederzusehen und freue mich schon sehr auf die Reise! Nochmal was anderes
sehen und mit MP3-Player aus dem Busfenster träumen.
Also, ich melde mich dann nach meiner Reise wieder und
hoffe, dann ein paar spannende Stories mit euch teilen zu können!
Macht es gut und bis bald, eure Wiebke