Donnerstag, 7. November 2013


Rückblick und Résumé

 

So, meine Lieben... inzwischen ist es fast vier Monate her, dass ich das letzte Mal gepostet habe und ich finde es wird Zeit, euch mein kleines Résumé/Fazit des Ganzen zu präsentieren. Ich habe mir wirklich Zeit gelassen, das weiß ich wohl. Ich muss auch sagen, dass ich erst jetzt damit abschließen kann, was ich vorher auch nicht gedacht hätte, da ich mich ja schon sehr auf meine Rückkehr gefreut hatte. Jetzt allerdings holt mich der graue, kalte deutsche Alltag ein und ich dümpele ein bisschen vor mich hin, während die meisten meiner Freunden voll in Uni-/Feierstress versinken.

Trotzdem, wenn ich mir überlege, dass ich tatsächlich ein ganzes Jahr im Ausland verbracht habe, kann ich es jetzt gar nicht fassen. Einerseits bin ich schon wieder voll in meinen mehr oder weniger gewohnten Alltag in Deutschland eingestiegen, auf der anderen Seite hänge ich in Gedanken oft in Tansania, meiner Gastfamilie, den Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe und einigen dazugewonnenen Freunden. Und obwohl es mir oft so weit weg vorkommt, erwische ich mich dabei, wie ich vergleiche. Wie zum Beispiel im Supermarkt, wo es eine riesige Auswahl an Tiefkühl-, Konservenprodukten oder Süßigkeiten gibt, doch beim Obst und Gemüse vermisse ich den Markt in Mwika, wo es die köstlichsten und vor allem frischen Mangos, Orangen, Bananen, Avocados usw. gibt.


Das könnte ich jetzt ewig ausführen, doch ich möchte mich natürlich nicht nur auf den kulinarischen Teil beziehen. Wenn ich eines vermisse, dann ist es die Gelassenheit und das große Vertrauen auf Gott und die Dinge in gewissen Lagen. In Deutschland vertraut der Mensch auf feste Terminvereinbarungen, darauf, dass die Technik einwandfrei funktioniert und man es so unkompliziert wie möglich hat. Möglichst schnell von A nach B kommen, aber bitte bequem! Schneller, besser.

Ein „Hallo“ zwischendurch ist meist nicht drin. Auch wenn ich jetzt auf dem Land wohne und nicht mehr in einer Großstadt wie Berlin, ist es nicht selbstverständlich, dass man sich grüßt, wenn man beim Bäcker mal Brötchen holen geht. Oft werde ich schief angeguckt oder meine Begrüßung wird stumpf ignoriert. Wenn man sich kennt, kein Problem, doch mal mit einem Fremden im Bus ins Gespräch kommen ist schwerer als gedacht. Das geht in Berlin schon besser. Wenn ich jetzt zurückdenke an so manche Busfahrten in Tansania von Uuwo nach Himo zur Arbeit muss ich schmunzeln. Zu Anfang waren diese Gespräche super. Man kommt mit Menschen ins Gespräch, kleines Sprachtraining und die ersten Erfolge werden sichtbar. Dann nach einem halben Jahr war ich es oft leid und wollte, verdammt nochmal, einfach meine Ruhe haben! Ist das so schwer zu verstehen?! Ja.  In Tansania zählt die Gemeinschaft. Nichts geht über Familie und die Gemeinde. Es hat viel Schönes an sich, aber als Europäerin verliert man auch mal die Nerven. Individualismus und Anonymität haben mir ab und an doch gefehlt, denn als Weiße/r ist man quasi sowieso immer und überall im Mittelpunkt des Geschehens. Doch jetzt begreife ich den Wert der Gemeinschaft. Es gibt in Tansania weder eine geregelte Krankenversicherung noch Rente. Wenn man versucht einem Tansanier zu erklären, was ein Altersheim ist, guckt dieser nur verdattert oder fängt an zu lachen. Nur in der Gemeinschaft, in der Familie kann man überleben, deshalb auch immer wieder die Frage, warum ich noch nicht verheiratet sei.


Hochzeit, Feld und Kinder, die Grundlage der meisten Menschen in Tansania. Feldarbeit, Kochen, Waschen, Holz holen für die Feuerstelle usw.

Dies sind alles ganz normale Aufgaben im Alltag, wobei mir häufig aufgefallen ist, was für eine große Rolle die Frau, die „Mama“ spielt. Sie ist für Kinder und Haushalt zuständig, erledigt Markteinkäufe und steht mit ihrer Hacke auf dem Feld. Sie trägt die schweren Bananenstauden auf dem Kopf kilometerweit auf den Markt und verhandelt eisern. Es herrscht das klassische Rollenbild, Tansania ist sehr konservativ. Wenn in den Schulen Putzen angesagt ist, sind es meist die Mädchen, die den Besen schwingen müssen, die Jungs bekommen „andere Aufgaben“. Ein Hinweis auf die doch sehr konservativ geprägte Gesellschaft ist die ganz einfache und sichtbare Tatsache, dass die Mädchen und Frauen in der Regel Röcke tragen, die mindestens bis zum Knie gehen. In den Städten mag es nochmal anders aussehen, doch in ländlichen Regionen wie Uuwo sind Hosen oder gar enge Jeans kaum (und wahrscheinlich auch nicht gern) gesehen. In dem ganzen Jahr, das ich dort war, war ich nicht einmal in einer Hose auf der Arbeit, selbst an den schlammigsten Regentagen. Anfangs hat mich das tierisch gestört, da ich generell lieber Hosen trage und es gewohnt war, das anzuziehen, was ich möchte. Sicher hatte ich auch damals schon den Anstand, nicht gerade einen Minirock oder eine knallenge Jeans anzuziehen, wenn es um die Arbeit ging, dennoch brauchte ich eine Weile bis ich mich an den langen Rock und die eingeschränkten Auswahlmöglichkeiten  gewöhnt hatte und es sogar äußerst bequem und modisch fand. Ich war ja nicht gekommen, um anderen meine Kultur aufzuzwingen, sondern mich an deren anzupassen, was mir dann doch ganz gut gelang, auch wenn ich vorher mit einigen Fettnäpfchen zu kämpfen hatte. Man sagt ja, aus Fehlern lerne man. Dies kann ich nur bestätigen, auch wenn es nicht die schönste Methode des Lernens ist. Aber in Tansania ist es generell eher schwierig, Fehler zu begehen oder besser gesagt, auf diese aufmerksam gemacht zu werden. Selbst, wenn man nachfragt bekommt man nur ein „hamna shida“ zu hören und ein Lächeln, was dir zeigt, dass da irgendwas nicht richtig sein kann. Hamna shida ist Kiswahili und bedeutet Kein Problem. Leider entstehen aus diesem eindeutigen und einfachen Satz mehr und mehr Probleme, weil du dir den Kopf zerbrichst und nicht darauf kommst, was es sein kann, warum dich Leute schief angucken oder eben weil du gar nicht merkst, wie du in dein Elend des Kulturunterschieds rennst, weil eben keiner was sagt und alle nur lächeln wie immer. Nach und nach konnte ich dann doch ein Verständnis für die tansanische Kultur entwickeln und viele meiner zuvor schon betretenen Fettnäpfchen umgehen. Man beobachtet, vergleicht, passt sich an.

Doch so sehr man auch versucht, sich zu integrieren und dazu zu gehören, es will einfach nicht klappen. Die Hautfarbe spielt eine zu große Rolle und bildet oft ein Hindernis, sich anzunähern, zumindest was über den oberflächlichen und meist aus Neugier geweckten Smalltalk hinausgeht. Es folgt Frust und Enttäuschung, weil es eben doch nicht das war, wonach man gesucht hat oder was man sich in dem Moment erhofft hatte, eine Freundschaft nämlich. Aber auch damit konnte ich später ganz gut umgehen. Meine besten Freunde waren meine Gastmutter, meine Gastgeschwister und alle, die da noch so zugehören, wie Cousinen, Tanten usw. Zuhause in Uuwo konnte ich sein, wie ich wollte. Da störte sich niemand an Hosen oder daran, dass ich den einen oder anderen Nachmittag ganz gern mal nur für mich in meinem Zimmer verbrachte. Dort fand ich den perfekten Ausgleich zu meinem Arbeitsalltag, in dem viel über Stock und Stein gelaufen wurde, die verschiedensten Menschen in teilweise ärmlichsten Verhältnissen besucht wurden und ich erst einige persönliche Grenzen überschreiten musste, bevor ich richtig in meiner Arbeit ankommen konnte.

Ich weiß noch, wie wir unseren ersten Gemeinderundgang machten und uns eine Frau in ihre dunkle Lehmhütte hineinbat, da sie selbst nicht mehr gut gehen konnte und jeder Schritt ihr eine Qual ist. Es roch nach Urin, ihre Matratze war völlig vollgestaubt und verdreckt. Sie lud uns mit einem Lächeln ein, darauf Platz zu nehmen. Es kostete mich einige Überwindung, denn ich spürte Ekel, den ich eigentlich gar nicht empfinden wollte. Dann ein Händedruck. Mit ihrer Hand hatte sie sich vorher die Sabber von den Mundwinkeln gewischt. Das Ekelgefühl ließ nicht nach und ich war froh, nach ca. zehn Minuten wieder draußen zu stehen. Jetzt fragt man sich bestimmt, was ich dann in Tansania wollte und wie ich wohl den Rest des Jahres überhaupt aushalten konnte. Nach und nach gewöhnte ich mich daran. Es blieb mir ja auch nichts anders übrig, da dies nun Dinge waren, die zu meinem Alltag einfach dazugehörten und letztendlich machte es mir gar nichts mehr aus, im Gegenteil. Es gab unheimlich viele skurrile, in dem Moment vielleicht unangenehme Situationen, die ich heute aber niemals missen möchte und an die ich mich oft lachend oder zumindest schmunzelnd zurückerinnere. Einmal wollte eine Bibi (alte Frau), dass wir ihr ein deutsches Lied vorsingen und bekam einfach nicht genug von uns, sodass wir geschlagene zehn Minuten Lieder trällerten bzw. händeringend nach anderen Liedern suchten, deren Text wir beide mitsingen konnten, was sich als eher schwierig gestaltete, wobei ich heute denke, dass wir auch einfach durcheinander kreuz und quer hätten singen können und sie wäre immer noch unser größter Fan gewesen. Ich habe gelernt, mich auf Dinge einzulassen, die mich zuallererst abschrecken mögen, doch die mir einige Überraschungen bereithalten, wenn ich sie nur angehe. Trotzdem bin ich mir meiner selbst bewusster geworden und kenne meine Werte, die ich ungern verwerfe. Ich möchte mich weiterhin trauen, auch mal mein Recht einzufordern, Dinge abzulehnen. Was dies betrifft, gab es einige Situationen, in den ich vergeblich um dieses kämpfte.

Wenn wir für die Rundgänge in die Gemeinden geladen wurden, wurde vorher immer Tee und anschließend Mittagessen gereicht, was in Tansania selbstverständlich ist, wenn man Gäste hat. Es sei gesagt, dass das Essensangebot keine Option, sondern eine Pflicht ist. Der Gast hat etwas zu essen. Nie habe ich etwas abgelehnt, doch oftmals war ich schon satt, bevor ich überhaupt angefangen hatte zu essen. Und dann noch der große Druck, der auf mir lastete und die vielen Augen, die quasi ununterbrochen auf meinen Teller starrten, waren nicht gerade die größte Hilfe. In Tansania wird in der Regel mit sehr viel Öl gekocht, alles ist sehr fettig und wenn es Fleisch gibt, was eigentlich immer der Fall war, wenn wir zu Gast waren (man will ja was bieten und den Gästen nur das Beste), war dieses eher zäh, knorpelig oder pures Fett. Ich bin keine Vegetarierin, doch ich esse nur selten Fleisch und in Maßen. Das verstehen viele Tansanier/innen leider nicht und füllen deinen Teller immer wieder auf, ob du willst oder nicht. Ich gab immer mein Bestes, die Erwartungen, die man an mich hatte, zu erfüllen, doch nach einem dreiviertel Jahr konnte ich nicht mehr und musste beschließen, das Unhöflichste zu tun, was überhaupt geht in Tansania: ablehnen. Es lag nicht nur an meinem Unwillen, auch mein Magen beschwerte sich öfters, vor allem nach der Fettsuppe, die ich einfach nicht mehr herunterkriegen konnte. Ich versuchte mit allen Mitteln, dies meinen lieben Gastgebern zu vermitteln und siehe da, einige akzeptierten und kochten beim nächsten Mal Reis anstatt Fettsuppe. Sie ließen uns essen, so viel bzw. so wenig wie wir wollten und ließen die Finger von der Schöpfkelle. Der ein oder andere Spruch musste immer noch sein, wie zum Beispiel: Habt ihr etwa Angst, fett zu werden? Fett ist doch schön! Doch im Großen und Ganzen waren wir dann auch schon lang genug da und wurden als Mitglieder des Teams gesehen, weniger als Gäste, was mich sehr freute.
Standardgericht: Ugali Maharagwe, Maismehlmasse mit Bohnen
 

 
Und dies betraf nicht nur den eigenen Teller. Ich würde sagen, am Ende des Jahres wurden wir als vollwertige Mitarbeiter und Teil ihrer Gesellschaft verabschiedet. Es fiel mir schwer, zu gehen und ich hoffe, eines Tages wiederzukommen und nicht nur als Tourist oder Besucher aufgenommen zu werden, was sich dann aber erst herausstellen wird. Ich habe an vielen Dingen dazugewonnen, wie an Geduld und Zuversicht. Meine Erfahrungen in Tansania werden mich weiterhin begleiten und auch wenn ich es in meinem heutigen Alltag nicht immer spüren sollte, ist wohl ein großer Teil von mir noch dort.

Ein letztes Foto... Maren, Sweety, Winna, Samira und ich in Majengo
 
Macht es gut und vielleicht/ hoffentlich hört ihr bald wieder von mir und meinem nächsten Auslandsaufenthalt :)

Eure Vipi
 
 










Und zu guter Letzt: Ein Daladala in Moshi am Busstand- ich hasse die spärlich gefüllten S-Bahnen und Busse in Deutschland, irgendwie ungemütlich, nicht so kuschelig...

Yesu ni jibu - Jesus ist die Antwort

 

 

 

Montag, 29. Juli 2013



Maisha bora

Das ist mein Motto für die letzten zweieinhalb Wochen hier am Kilimanjaro. Maisha bora-ausgezeichnetes Leben. Ich muss zwar viel über den bevorstehenden Abschied für eine ungewisse Zeit nachdenken, andererseits freue ich mich unheimlich auf mein Zuhause in Deutschland. Am vergangenen Donnerstag fand das letzte Fieldworkertreffen statt, viele von ihnen mussten also schon  verabschieden. Der Tag war sonnig und ausgelassen. Es gab reichliches Mittagsbuffet und – of course- Soda.

letztes Gruppenfoto im Jimbo

Vor einer Woche bin ich aus Malawi wiedergekommen. Dort konnte ich endlich mal wieder pralle Sonne und Hitze genießen. Die Anreise gestaltete sich länger als geplant und so habe ich gute zweieinhalb Tage auf Rädern verbracht, Moshi-Mbeya 19 Std, Mbeya-Mzuzu, Malawi 10 Std, Mzuzu-Mponela 4 Std. In Mbeya habe ich bei Bianca Stopp gemacht und mir ihre Umgebung zeigen lassen. Bianca hat in einer Secondary School unterrichtet, wo die Mädchen weiße Tutus als Schuluniform tragen. In Mponela angekommen wurde ich von Jorim abgeholt und es gab Hühnchen.




Fünf Tage lang habe ich das Projekt von ihm und seiner Crew begleitet und mich an Chichewa, der Landessprache versucht. Das Projekt heißt „Where do the refugees come from?“ und ist ein Projekt, das mehr über Flüchtlinge herausfinden will (ausgehend von den Xenophobie-Attacken in Südafrika) und ein Netzwerk innerhalb des Kontinents zwischen den Flüchtlingen zu schaffen. Ein weiteres Ziel ist es, sich mit dem Problem des Jugendaustauschs, auch von Seiten Afrikas nach z.B. Deutschland auseinanderzusetzten und Projektideen auf lange Sicht hin wirklich nachhaltig anzugehen, was dadurch gewährleistet wird, dass Leute direkt vor Ort sind. Die Gruppe ist noch in der Gründungsphase und hofft auf Unterstützer, damit sie ihr Projekt erfolgreich voranführen können.  Für mehr Infos: https://www.facebook.com/WhereDoRefuggeesComeFrom?hc_location=timeline

„weil wir anders sind als die großen westlichen Entwicklungshelfer. Wir gehen den afrikanischen Weg auf Graswurzel-Level…“ – einer Initiatoren des Projekts, Jorim Gerrard

Die meiste Zeit haben wir im Dzaleka Refugee-Camp verbracht, wo wir uns nach einer Vorstellung im Gottesdienst am Sonntag das Camp vor allem von jungen Leuten haben zeigen lassen und das bevorstehende Teaching zum Thema Permaculture vorbereiteten und alle Materialien sammelten, um es letztendlich an dem folgenden Dienstag auszuführen. Permaculture bedeutet Pestizid-freier Anbau von Gemüse und Obst. Dafür gibt es ein bestimmtes System von natürlichen Düngemitteln wie der bestimmten Schichtung des Bodens mit Laub, Erde usw.
immer von Kindern umgeben



Die meisten Menschen, die im Camp leben, sprechen Kiswahili, da sie aus dem Kongo, Burundi und Botswana kommen. Daher war ich sehr erfreut, da ich meine Kiswahilikenntnisse sinnvoll für das Projekt und auch so, um schnell soziale Kontakte zu knüpfen, einsetzten konnte. Insgesamt war ich also fünf Tage in Malawi unterwegs und als Abschluss hatten wir einen sonnigen und windigen Tag am Lake Malawi, wo ich erst mal schwimmen war und wir abends lecker Fisch aßen.
das Bao-Game

Und ehe ich mich versah, war auch schon das Ende da. Auf der Rückfahrt konnte ich wieder bei Bianca unterkommen und traf auf der Hinfahrt geschlossene Bekanntschaften wieder. Das ist das Schöne am Reisen, vor allem, wenn man allein unterwegs ist, fällt es leicht, Gesprächspartner für lange Busfahrten zu finden.

Meine letzten 14 Tage verbringe ich viel zuhause und genieße das Familienleben im Hause Towo oder fahre mit Lola nach Moshi, wo es ziemlich heiß ist.

Also, lieben Gruß aus dem Coffee Shop und Prost Mahlzeit!

Eure VIPcar

Montag, 8. Juli 2013

Hochzeit im Märchenland

So meine Lieben, die Send-Off hätte nicht getoppt werden können?! Doch ich sollte vom Gegenteil überzeugt werden. Da der Vater des Bräutigam ein ganz hohes Tier im Kilimanjaro-District ist, wurde so richtig fein und vor allem dekadent aufgetischt. Hier ein paar Fotos, damit ihr wisst, wovon ich spreche... Mit Abendrobe und Dauergrinsen ging es dann über den roten Teppich inklusive Paparazzi. 
Wir alle haben die Hochzeit sehr genossen, doch ich finde, man muss sich auch immer wieder bewusst machen, dass der Durchschnittstansanier von dem Budget, was für die Feier ausgegeben wurde, ein ganzes Leben auskommen könnte. 



Wenn schon, denn schon!

Das Ambiente stimmt- der Kili strahlt im Hintergrund

Keki Nummer 2

Das Hochzeitspavillon

Für Entertaiment ist gesorgt

Nancy, Winner und ich

Freitag, 5. Juli 2013

Karibuni KEKI

Karibuni KEKI

Am Mittwoch war Send-Off in Uuwo. Die Braut wird ausgesendet mit Gottesdienst und anschließender Feier als Zeichen, dass sie nun wirklich die Ehe eingehen kann. Wie bei jeder großen Feier bestand der Hauptteil aus Dankesreden und natürlich Essen. Bei uns in Deutschland ist das ja quasi auch nicht anders... Also, darf ich vorstellen? Keki ya mbuzi = Ziegenkuchen. Die Leute nennen es wirklich Kuchen, kaum zu glauben. Mir hat es nicht besonders geschmeckt, aber dafür habe ich umso lieber beim Auseinandernehmen der (drei!) Ziegen zugesehen und mich meinem Reis und meiner Cola gewidmet. 
Morgen ist die Hochzeit. Ich bin schon gespannt, ob die Send-Off-Feier überhaupt noch getoppt werden kann und muss mir dringend noch etwas zum Anziehen besorgen. (Ihr glaubt ja nicht, wie sich die Frauen hier aufdonnern!!!)
Lieben Gruß, Wiebke



Keki ya mbuzi - Guten Appetit!

Alles wird bis aufs Letzte abgenagt und genüsslich verspeist, nachdem die wichtigen Gäste ihre Leckerbissen zuerst hochoffiziell überreicht bekommen haben.


Heute im Angebot?! - alles, was das Herz begehrt

Auszug aus der Kirche zur Feier - der Posaunenchor aus Uuwo haut richtig einen raus!

Samstag, 29. Juni 2013

Kalte Füße

Ein Hallo geht raus aus dem Nebel verschleierten Uuwo, wo sich die Sonne nun nur noch selten blicken lässt. Die kalte Jahreszeit hat begonnen und morgens fällt es mir wirklich schwer, aus dem Bett zu kommen. Aus meiner vierlagigen Deckenhöhle krieche ich nur ungern, aber wenn man den ersten Kälteschock hinter sich hat, geht es schon viel besser.
Unsere Kirche in Uuwo

Kipindi cha mboga


Häusergestaltung am Fuße des Kilimanjaros



Die letzten eineinhalb Monate hier haben begonnen und ich muss immer öfter an den einen Tag denken, wo es zum KIA geht und dann zurück nach Deutschland. Es fühlt sich komisch an, das alles bald zurückzulassen und doch freue ich mich schon auf das, was mich ab Mitte August erwartet. Gestern fand für Helena und mich das vorletzte Fieldworkertreffen statt (Zusammentreffen aller Fieldworker, mit denen wir die Arbeit in den verschiedenen Gemeinden machen). Nach und  nach wird mir bewusst, dass ich einige von ihnen nur noch ein einziges Mal Ende Juli sehen werde und wie ungewiss es ist, sie wiederzutreffen. Aber nichts destotrotz geht der Alltag für mich weiter und vor Helena und mir liegt noch ein ganzes Stück Arbeit. Neben drei bevorstehenden Seminaren über HIV/Aids stapelt sich einiges im Büro. Außerdem hatten wir vor zwei Wochen das Motivationsseminar für die Schüler, die vom Jimbo ein Scholarship für die Secondary School erhalten haben. Hm, was soll ich sagen. Es war wieder mal ziemlich chaotisch und so begannen wir viel zu spät, es kamen viel mehr Schüler als erwartet und der Inhalt kam viel zu kurz. Wir konnten leider nicht in den großen Seminarraum auf dem Office-Gelände, da dort ein großes Pastorentreffen stattfand, sodass wir in die nahegelegene Gemeinde Himo gingen, wo der Raum eher einer Baustelle glich. Nichts war vorbereitet und Helena und ich fegten auf den letzten Drücker einen Drittel des Bauschutts und Staubs weg und schleppten mithilfe einiger Kinder, die vorher noch Konfirmationsunterricht hatten, 70 Stühle aus der Kirche in unseren Raum. Letztendlich bekamen wir mal wieder keine Rückmeldung weder von der Sister noch von den Fieldworkern, von denen zwei anwesend waren, um „uns unter die Arme zu greifen“. Also ziemlich frustrierend, wo wir uns doch so viel Mühe gegeben hatten, das Seminar möglichst anschaulich und spannend zu gestalten. Das Thema war „Baum des Lebens“. Was sind meine Wurzeln, meine Stärken/Schwächen? Welche Wege kann ich gehen, um meine Ziele zu erreichen? Am Ende verteilten wir an alle Schüler ein kleines Bäumchen, das sie sich zuhause einpflanzen und beim Wachsen und Gedeihen zusehen können.
vorher

nachher

Mein Leben jetzt und meine Zukunft

Jede/r holt sich sein/ihr Bäumchen ab



Ansonsten gibt es nicht so viel Neues zu berichten… Seit ein paar Wochen haben wir drei Amis bei uns wohnen, die in der Dispensary in Uuwo arbeiten. Erst war ich ja nicht so begeistert, aber die drei sind echt bemüht, ich kann mal wieder mein Englisch ein bisschen aufbessern und ab und an gibt es leckere Erdnussbuttercookies. Ansonsten habe ich neulich einen Hahn nach dem Gottesdienst ersteigert. Die Leute mussten ziemlich schmunzeln, hatte mich auch erst mit dem Preis vertan und etwas völlig Abwegiges in die Menge gebrüllt. Aber letztendlich war ich die stolze Gewinnerin, die James (so ist sein Name) mit nach Hause nehmen durfte. Pracseda war wohl etwas baff, musste aber auch ziemlich kichern und so läuft James in seiner neuen Clique fröhlich über den Hof. Manchmal kommt er an die Haustür, um mich zu grüßen. Er weiß ja noch nicht, was ihm bevorsteht….

James und ich



Und schon in eineinhalb Wochen starte ich in meinen letzten Urlaub. Es geht runter in den Süden bis nach Malawi. Ich freue mich schon sehr, auch wenn die Hin- und Rückreise vermutlich zu einer kleinen Geduldsprobe für mich wird. Drei Tage mit dem Bus über Stock und Stein… Man weiß nie, was einen erwartet, doch wenn ich erst mal in Mbeya bin, hoffe ich, Bianca, eine Mitfreiwillige vom ZMÖ zu treffen und in Malawi dann Jorim, der seit Anfang August letztem Jahr in Durban, Südafrika ist. Ich bin schon echt gespannt, sie wiederzusehen und freue mich schon sehr auf die Reise! Nochmal was anderes sehen und mit MP3-Player aus dem Busfenster träumen.
Also, ich melde mich dann nach meiner Reise wieder und hoffe, dann ein paar spannende Stories mit euch teilen zu können!

Macht es gut und bis bald, eure Wiebke




Samstag, 25. Mai 2013

Washamba on Tour

Hallo meine Lieben,
es wird mal wieder Zeit für mich, etwas zu schreiben, denn in den letzten Wochen ist viel passiert. Die ersten Seminare sind gelaufen und Helena und ich waren viel unterwegs, von (freiwilligen) Wandertouren durch Matsch und tiefe Wasserlöcher in den Usambarabergen, über schweißtreibende Fahrradtouren nach Moshi, bis hin zum erlittenen Kulturschock in Nairobi bei Jane und Jacki. Aber nun Stück für Stück, sonst verliert man den Überblick.

Lushoto - von Jeansjacken und Plastiktüten


Anfang Mai starteten Helena und ich unsere erste gemeinsame Reise, unabhängig von Mitarbeitertreffen, Sprachkursen und Zwischenseminaren. Auf abenteuerlichem Wege ging es mit dem Bus von Moshi aus in die Usambaraberge. Wenn man aus dem Busfenster blickte, ging es direkt bestimmt 1000 Meter in die Tiefe. Auf einer engen, kurvigen, mit Schlaglöchern versehenen Straße ging es bestimmt zwei Stunden nur bergauf bis wir endlich in Lushoto ankamen. Irgendwie hatte ich es mir größer vorgestellt und war anfangs auch ein wenig enttäuscht, muss ich sagen. Doch es stellte sich als genau richtig heraus, die kleine schlammige Stadt Lushoto ist eine Mischung aus Uuwo und Moshi. Viele kleine Lädchen und eine geteerte Straße, der Rest versinkt in Matsch und Wasser. Wir nahmen es mit Humor und buchten gleich am ersten Tag eine Wanderung durch den Regenwald und zum Viewpoint, wo man für gewöhnlich eine tolle Sicht über ein riesiges Tal genießen kann. Doch wie wir es uns eigentlich hätten denken können, war auch am nächsten Tag kein besseres Wetter und der schlammige Weg wurde zur großen Herausforderung, was ich auch schon am Tag vorher erfahren durfte und mich mitten auf dem Hauptweg auf den Hintern setzte und man mich von da an gefühlt schon in ganz Lushoto kannte. Auch der Viewpoint bot uns nicht das, was sein Name versprach, der Nebel machte uns einen Strich durch die Rechnung und wenn ich runter gesehen habe, hatte ich eher das Gefühl im Nirvana zu sein, um mich herum nur weiße Nebelschwaden. Die Krönung des Ganzen war allerdings unsere Ausrüstung. Man sagt ja immer, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung. Tja, das wissen Helena und ich inzwischen sehr genau. Ein dünner Sweater und die Jeansjacke natürlich. Mehr hatten wir quasi nicht dabei, sodass sich Helena letztendlich barfuß durch Lushoto bewegte und ich mir von unserem letzten Geld (unser Budget war auch recht knapp kalkuliert) ein Paar Gummischuhe anschaffte und Helena sich eine trockene Jeans. Alles war nass und kalt, aber wir hatten viel zu lachen und die Erkältung ist auch ausgeblieben. Mit jeder Menge Plastiktüten bepackt und guter Laune kehrten wir zurück nach Hause, wo uns ebenfalls Regenwetter und eine Schlammrutsche auf dem „Highway“ Uuwos erwartete.

Markt in Lushoto

Ugali Maharagwe, Hauptnahrungsmittel für die beiden Washamba

Zur Abwechslung mal was ganz Feines!

Nasse Socken schocken nicht!

Badluck (eigentlich Goodluck), unser Superguide und Helena

Helena und ich für immer vereint

Unser neues Hobby?! - Schlammrodeln


Mit Drahtesel und Gegenverkehr nach Moshi


Wenige Tage später nach unserem Wochenendtrip in Lushoto erfüllten Helena und ich unser langes Vorhaben, mal mit dem Fahrrad nach Moshi zu fahren. Die Leute aus dem Dorf tippten sich nur mit dem Finger an die Stirn, doch Helena und ich waren festentschlossen. Der Dukabesitzer Donald lieh uns sein Fahrrad und los ging’s. Bis Himo, also so ca. die Hälfte der Strecke lief es recht rund, wir mussten nur ab und zu die Bremsen betätigen, da es die ganze Strecke nur steil bergab ging. So waren wir ziemlich motiviert und dachten, ist doch eigentlich ganz entspannt. Dann kam allerdings der größere, schwierigere Teil und ab Njia-Panda mussten wir ganz schön strampeln. Ohne Gangschaltung und ohne den ganzen restlichen Luxus wie einwandfrei funktionierende Bremsen war es dann doch nicht mehr so leicht. Zwischendurch hatte Helena eine Reifenpanne und wir mussten mal kurz beim Fundi (Handwerker) vorbei. Die Jungs von der Highway-Werkstatt waren flott und so konnte es nach zwanzig Minuten weiter gehen. Die dicken Trucks fuhren teilweise etwas dicht an uns heran, aber auch das meisterten wir gut.
In Moshi angekommen, gönnten wir uns erst mal eine kühle Erfrischung im Pool vom YMCA. Und nach einem ausgiebigen Belohnungsdiner (Burger, Chipsies und Soda) fielen Helena und ich im Hostel mitsamt Fahrrädern erschöpft ins Bett.

Auf geht´s!!!

Die Fundis vom Moshi-Highway, danke Jungs!



Nairobi - Kulturschock und Kindergeburtstag


Vergangenes Wochenende haben Helena und ich unsere Mitfreiwilligen Jane und Jacki in Nairobi, Kenya besucht. An der Grenze in Tarakea, Rombo musste ich mich ganz schön zurückhalten, denn der Mann im Grenzbüro hat mich mit seiner Art ganz schön auf die Palme gebracht, ich fühlte mich ein wenig ans Bezirksamt in Berlin erinnert, wo mir die Mitarbeiter immer wieder mit ihrer grummeligen, unfreundlichen Art große Freude bereitet hatten. Aber nach dem etwas nervenaufreibenden Start ging es dann wieder bergauf. Der Weg nach Nairobi führte durch die weite Steppe, wo uns immer wieder Zebras und Giraffen einen Seufzer voll Beeindruckung entlockten. In Nairobi angekommen dann der Schock. Stau, Miniröcke und Fastfoodketten. Helena und ich brauchten eine Weile, um uns daran zu gewöhnen. Nach eineinhalb Tagen ging es dann und ich genoss es auch mal wieder in der Großstadt abzutauchen und mich durch die Menschenmassen zu schlängeln.
Am ersten Tag gingen wir mit den beiden Mädels zur Arbeit. Das Projekt kümmert sich um Mädchen, die lange Zeit auf der Straße gelebt haben und ermöglicht ihnen einen Einstieg in einen normalen Alltag und eine Schulausbildung. Die Mädchen werden weiterhin begleitet bis zum höchsten Grad ihrer Ausbildung. Es war echt schön, auch mal ein anderes Projekt so hautnah miterleben zu dürfen und wir wurden sehr herzlich empfangen. Gleich als Lehrkraft eingesetzt ging es mit den neun Mädchen ans Rechnen und Schreiben. Ich habe es sehr genossen und Helena und ich konnten bei der Nachmittagsspieleeinheit auch gleich mit unseren großartigen Sackhüpf-, Plumpsack- und Co.- Skills voll punkten.
Den Rest der Zeit verbrachten wir in Tierparks oder auf der Bowlingbahn. Oh ja, ich weiß, es klingt irgendwie absurd, aber es gab sogar eine Bowlingbahn, die wir auch gleich mal für eine Partie in Anspruch nahmen. Vorher gab´s Frozen Joghurt und Kinderschminken. Der ganze Urlaub fühlte sich also eher an, wie ein riesiger Kindergeburtstag zurück in Europa.

Freunde unter sich...

Nakumatt wie zuhause auf dem Markt in Mwika

Großstadt ist anstrengend, kurzes Päuschen zum pumzikan

Jacki begrüßt uns mit köstlicher Pizza und Soda


Jacki, Jane, Wiebke und Helena im City Park


Fastfoodketten?!?! - Was ist das?

Die Mädels aus Pangani, Nairobi

Jane, Manka und ich im PLCC, Pangani Lutheran Children Centre

Und überall Werbung



Auf die Bananen, fertig, los!


Wie schon gesagt, haben Helena und ich letzte Woche mit den Seminaren über HIV/Aids in den Secondary- Schools angefangen und waren ziemlich aufgeregt. Werden die Schüler unser Kiswahili verstehen? Wie werden sie die Kondomaktion aufnehmen? Was werden die Lehrer dazusagen? Alles Fragen, die uns ganz schön beschäftigten, doch ich muss euch sagen, es war gut! Ich hab so viel Spaß an den Seminaren, dass ich am liebsten nur noch dies machen würde. Die meisten Schüler nehmen es super auf und zeigen sich begeistert und dankbar. Das Kiswahili läuft und wenn dann doch mal eine Frage kommt, die wir auch nach dem fünften Mal Wiederholen nicht verstehen, kann man sorglos ins Englische wechseln. Auch die Lehrer nehmen die Seminare erstaunlich gut an und zeigen häufig ebenfalls großes Interesse. Anfangs gab es viele Einwände, wie zum Beispiel, dass die Schüler ja schon seit der Grundschule über dieses Thema immer wieder unterrichtet und informiert werden und auch von unserer Vorgesetzten kam wenig Interesse an dem, was wir da eigentlich in den Schulen vorhaben, sodass wir sie nahezu dazu drängen mussten, sich unseren Vortrag einmal anzuhören. Doch nun wissen wir es besser. Es scheint sehr wichtig zu sein, dass man HIV/Aids immer wieder thematisiert, da es immer noch Zweifel bei einigen Schülern gibt, ob denn ein Kondom nun wirklich gegen HIV schütze. Außerdem habe ich das Gefühl, dass die Schüler mit uns offener darüber sprechen können als mit ihren Lehrern, was ich ganz stark bei der Vorstellung von verschiedensten Verhütungsmitteln merke. Das Seminar gestern war besonders schön, die Schüler haben uns mit Fragen gelöchert und wollten uns gar nicht mehr gehen lassen. Ich freue mich auf die folgenden sechs!

Pferderennen, kleiner Energizer zum Wachwerden

Einzelgespräche mit den Schülern. "Wozu ist das Öl am Kondom?"

Lesson one: How to use a condom...



















So, jetzt seid ihr wieder auf dem neuesten Stand. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen.
Liebe Grüße, eure Wipi



*Washamba bedeutet so was wie Bauern, Dorftrottel – unser neues Motto für unsere Reisen. Die beiden Mädels aus dem Bananendorf Uuwo entdecken ihre Außenwelt.