Samstag, 25. Mai 2013

Washamba on Tour

Hallo meine Lieben,
es wird mal wieder Zeit für mich, etwas zu schreiben, denn in den letzten Wochen ist viel passiert. Die ersten Seminare sind gelaufen und Helena und ich waren viel unterwegs, von (freiwilligen) Wandertouren durch Matsch und tiefe Wasserlöcher in den Usambarabergen, über schweißtreibende Fahrradtouren nach Moshi, bis hin zum erlittenen Kulturschock in Nairobi bei Jane und Jacki. Aber nun Stück für Stück, sonst verliert man den Überblick.

Lushoto - von Jeansjacken und Plastiktüten


Anfang Mai starteten Helena und ich unsere erste gemeinsame Reise, unabhängig von Mitarbeitertreffen, Sprachkursen und Zwischenseminaren. Auf abenteuerlichem Wege ging es mit dem Bus von Moshi aus in die Usambaraberge. Wenn man aus dem Busfenster blickte, ging es direkt bestimmt 1000 Meter in die Tiefe. Auf einer engen, kurvigen, mit Schlaglöchern versehenen Straße ging es bestimmt zwei Stunden nur bergauf bis wir endlich in Lushoto ankamen. Irgendwie hatte ich es mir größer vorgestellt und war anfangs auch ein wenig enttäuscht, muss ich sagen. Doch es stellte sich als genau richtig heraus, die kleine schlammige Stadt Lushoto ist eine Mischung aus Uuwo und Moshi. Viele kleine Lädchen und eine geteerte Straße, der Rest versinkt in Matsch und Wasser. Wir nahmen es mit Humor und buchten gleich am ersten Tag eine Wanderung durch den Regenwald und zum Viewpoint, wo man für gewöhnlich eine tolle Sicht über ein riesiges Tal genießen kann. Doch wie wir es uns eigentlich hätten denken können, war auch am nächsten Tag kein besseres Wetter und der schlammige Weg wurde zur großen Herausforderung, was ich auch schon am Tag vorher erfahren durfte und mich mitten auf dem Hauptweg auf den Hintern setzte und man mich von da an gefühlt schon in ganz Lushoto kannte. Auch der Viewpoint bot uns nicht das, was sein Name versprach, der Nebel machte uns einen Strich durch die Rechnung und wenn ich runter gesehen habe, hatte ich eher das Gefühl im Nirvana zu sein, um mich herum nur weiße Nebelschwaden. Die Krönung des Ganzen war allerdings unsere Ausrüstung. Man sagt ja immer, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung. Tja, das wissen Helena und ich inzwischen sehr genau. Ein dünner Sweater und die Jeansjacke natürlich. Mehr hatten wir quasi nicht dabei, sodass sich Helena letztendlich barfuß durch Lushoto bewegte und ich mir von unserem letzten Geld (unser Budget war auch recht knapp kalkuliert) ein Paar Gummischuhe anschaffte und Helena sich eine trockene Jeans. Alles war nass und kalt, aber wir hatten viel zu lachen und die Erkältung ist auch ausgeblieben. Mit jeder Menge Plastiktüten bepackt und guter Laune kehrten wir zurück nach Hause, wo uns ebenfalls Regenwetter und eine Schlammrutsche auf dem „Highway“ Uuwos erwartete.

Markt in Lushoto

Ugali Maharagwe, Hauptnahrungsmittel für die beiden Washamba

Zur Abwechslung mal was ganz Feines!

Nasse Socken schocken nicht!

Badluck (eigentlich Goodluck), unser Superguide und Helena

Helena und ich für immer vereint

Unser neues Hobby?! - Schlammrodeln


Mit Drahtesel und Gegenverkehr nach Moshi


Wenige Tage später nach unserem Wochenendtrip in Lushoto erfüllten Helena und ich unser langes Vorhaben, mal mit dem Fahrrad nach Moshi zu fahren. Die Leute aus dem Dorf tippten sich nur mit dem Finger an die Stirn, doch Helena und ich waren festentschlossen. Der Dukabesitzer Donald lieh uns sein Fahrrad und los ging’s. Bis Himo, also so ca. die Hälfte der Strecke lief es recht rund, wir mussten nur ab und zu die Bremsen betätigen, da es die ganze Strecke nur steil bergab ging. So waren wir ziemlich motiviert und dachten, ist doch eigentlich ganz entspannt. Dann kam allerdings der größere, schwierigere Teil und ab Njia-Panda mussten wir ganz schön strampeln. Ohne Gangschaltung und ohne den ganzen restlichen Luxus wie einwandfrei funktionierende Bremsen war es dann doch nicht mehr so leicht. Zwischendurch hatte Helena eine Reifenpanne und wir mussten mal kurz beim Fundi (Handwerker) vorbei. Die Jungs von der Highway-Werkstatt waren flott und so konnte es nach zwanzig Minuten weiter gehen. Die dicken Trucks fuhren teilweise etwas dicht an uns heran, aber auch das meisterten wir gut.
In Moshi angekommen, gönnten wir uns erst mal eine kühle Erfrischung im Pool vom YMCA. Und nach einem ausgiebigen Belohnungsdiner (Burger, Chipsies und Soda) fielen Helena und ich im Hostel mitsamt Fahrrädern erschöpft ins Bett.

Auf geht´s!!!

Die Fundis vom Moshi-Highway, danke Jungs!



Nairobi - Kulturschock und Kindergeburtstag


Vergangenes Wochenende haben Helena und ich unsere Mitfreiwilligen Jane und Jacki in Nairobi, Kenya besucht. An der Grenze in Tarakea, Rombo musste ich mich ganz schön zurückhalten, denn der Mann im Grenzbüro hat mich mit seiner Art ganz schön auf die Palme gebracht, ich fühlte mich ein wenig ans Bezirksamt in Berlin erinnert, wo mir die Mitarbeiter immer wieder mit ihrer grummeligen, unfreundlichen Art große Freude bereitet hatten. Aber nach dem etwas nervenaufreibenden Start ging es dann wieder bergauf. Der Weg nach Nairobi führte durch die weite Steppe, wo uns immer wieder Zebras und Giraffen einen Seufzer voll Beeindruckung entlockten. In Nairobi angekommen dann der Schock. Stau, Miniröcke und Fastfoodketten. Helena und ich brauchten eine Weile, um uns daran zu gewöhnen. Nach eineinhalb Tagen ging es dann und ich genoss es auch mal wieder in der Großstadt abzutauchen und mich durch die Menschenmassen zu schlängeln.
Am ersten Tag gingen wir mit den beiden Mädels zur Arbeit. Das Projekt kümmert sich um Mädchen, die lange Zeit auf der Straße gelebt haben und ermöglicht ihnen einen Einstieg in einen normalen Alltag und eine Schulausbildung. Die Mädchen werden weiterhin begleitet bis zum höchsten Grad ihrer Ausbildung. Es war echt schön, auch mal ein anderes Projekt so hautnah miterleben zu dürfen und wir wurden sehr herzlich empfangen. Gleich als Lehrkraft eingesetzt ging es mit den neun Mädchen ans Rechnen und Schreiben. Ich habe es sehr genossen und Helena und ich konnten bei der Nachmittagsspieleeinheit auch gleich mit unseren großartigen Sackhüpf-, Plumpsack- und Co.- Skills voll punkten.
Den Rest der Zeit verbrachten wir in Tierparks oder auf der Bowlingbahn. Oh ja, ich weiß, es klingt irgendwie absurd, aber es gab sogar eine Bowlingbahn, die wir auch gleich mal für eine Partie in Anspruch nahmen. Vorher gab´s Frozen Joghurt und Kinderschminken. Der ganze Urlaub fühlte sich also eher an, wie ein riesiger Kindergeburtstag zurück in Europa.

Freunde unter sich...

Nakumatt wie zuhause auf dem Markt in Mwika

Großstadt ist anstrengend, kurzes Päuschen zum pumzikan

Jacki begrüßt uns mit köstlicher Pizza und Soda


Jacki, Jane, Wiebke und Helena im City Park


Fastfoodketten?!?! - Was ist das?

Die Mädels aus Pangani, Nairobi

Jane, Manka und ich im PLCC, Pangani Lutheran Children Centre

Und überall Werbung



Auf die Bananen, fertig, los!


Wie schon gesagt, haben Helena und ich letzte Woche mit den Seminaren über HIV/Aids in den Secondary- Schools angefangen und waren ziemlich aufgeregt. Werden die Schüler unser Kiswahili verstehen? Wie werden sie die Kondomaktion aufnehmen? Was werden die Lehrer dazusagen? Alles Fragen, die uns ganz schön beschäftigten, doch ich muss euch sagen, es war gut! Ich hab so viel Spaß an den Seminaren, dass ich am liebsten nur noch dies machen würde. Die meisten Schüler nehmen es super auf und zeigen sich begeistert und dankbar. Das Kiswahili läuft und wenn dann doch mal eine Frage kommt, die wir auch nach dem fünften Mal Wiederholen nicht verstehen, kann man sorglos ins Englische wechseln. Auch die Lehrer nehmen die Seminare erstaunlich gut an und zeigen häufig ebenfalls großes Interesse. Anfangs gab es viele Einwände, wie zum Beispiel, dass die Schüler ja schon seit der Grundschule über dieses Thema immer wieder unterrichtet und informiert werden und auch von unserer Vorgesetzten kam wenig Interesse an dem, was wir da eigentlich in den Schulen vorhaben, sodass wir sie nahezu dazu drängen mussten, sich unseren Vortrag einmal anzuhören. Doch nun wissen wir es besser. Es scheint sehr wichtig zu sein, dass man HIV/Aids immer wieder thematisiert, da es immer noch Zweifel bei einigen Schülern gibt, ob denn ein Kondom nun wirklich gegen HIV schütze. Außerdem habe ich das Gefühl, dass die Schüler mit uns offener darüber sprechen können als mit ihren Lehrern, was ich ganz stark bei der Vorstellung von verschiedensten Verhütungsmitteln merke. Das Seminar gestern war besonders schön, die Schüler haben uns mit Fragen gelöchert und wollten uns gar nicht mehr gehen lassen. Ich freue mich auf die folgenden sechs!

Pferderennen, kleiner Energizer zum Wachwerden

Einzelgespräche mit den Schülern. "Wozu ist das Öl am Kondom?"

Lesson one: How to use a condom...



















So, jetzt seid ihr wieder auf dem neuesten Stand. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen.
Liebe Grüße, eure Wipi



*Washamba bedeutet so was wie Bauern, Dorftrottel – unser neues Motto für unsere Reisen. Die beiden Mädels aus dem Bananendorf Uuwo entdecken ihre Außenwelt.