First week over
So, die erste Woche ist um. Zeit für ein erstes Fazit meiner Entscheidung für Tanzania:Noch bereue ich nichts, denn eigentlich gibt es nichts Negatives zu erzählen. Die ersten Arbeitstage, sowohl im Office als auch mit den Fieldworker und der Sister, unserer Chefin und Mentorin, unterwegs in Holili und Mwika, waren gut. Ich kann ja mal kurz einen Ablauf schildern, damit ihr einen Einblick habt, was Helena und ich so machen: Die Tage im Office beginnen mit einem Morningprayer, schließlich arbeiten wir ja für die christliche Kirche. Dann geht es ab ins Office, wo es für Helena und mich erst mal Ordner durchwühlen, einen Überblick über die verschiedenen Gemeinden gewinnen und Vokabeln und Kiswahiligrammatik lernen heißt.
Um zehn gibt es dann Chai mit Mandazi oder Chapati, gefüllte oder ungefüllte, frittierte Teiglinge bzw. so etwas Ähnliches wie Eierkuchen. Danach wieder ins Office, um zwei ungefähr geht es wieder in die kleine Mensa zum Mittagessen, Reis, Reis, Reis, Gemüse, Gemüse und Fleisch in Soße. Anschließend zurück ins Office, bis vier, vielleicht auch mal eine Viertelstunde eher, dann machen wir uns auf den Heimweg, erst mal Richtung Busstation Himo, wo das Leben tobt. Rein ins Daladala, Kleinbusse, die einen von A nach B bringen. In Deutschland passen da vielleicht 15 Leute rein, in Tanzania 31. An der Heckscheibe kleben Bob Marley- und Lucky Dude- Poster und von vorne klingt afrikanischer Rap aus dem Radio, you´re listenin to Kili Fm! Das Geld wird eingesammelt, wie man da den Überblick behält, ist mir ein Rätsel, doch auch ich werde angestupst. Ich verrenke mich, um die 1000 Shilling rauszuholen, die Luft brennt. In Uuwo angekommen, müssen wir noch einiges laufen, um zum Haus der Towos zu gelangen, das insgesamt auf einer Höhe von 1,5 km liegt. Wir kämpfen uns durch den für uns noch unübersichtlichen Wald von Kaffee- und Ananaspflanzen, Bananen-, Avocado- und Mangobäumen. Oben angelangt werden wir herzlich von Nancy, Winner, Maren und co. empfangen. Abends wird zusammen gekocht, gestern mit Verstärkung von Usher, Rihanna und Konsorten, die Mädels stehen total auf american music :)
Making Chapatis with Nancy and Winner
Die Visitations in den verschiedenen Gemeinden laufen wie folgt ab: Als erstes treffen wir uns mit der Sister, die mit ihrem Fahrer zu den verschieden Orten kommt, der uns dann meistens auch noch ein Stück zu den Gemeindehäusern mitnimmt. Dort treffen wir dann den Vorstand der einzelnen Gemeinden, einen Fieldworker und noch ein bis zwei Diakoniemitarbeiter. Dann gibt es natürlich erst mal Chai, damit wir gestärkt so gegen 11 Uhr loslaufen können. Jeder District ist unterschiedlich, am Dienstag waren wir zum Beispiel in Holili, was total trocken und weitläufig ist. Von einem Haus zum nächsten brauchten wir ungefähr eine halbe Stunde und die Sonne brannte. Und so schlau wie Helena und ich kann wirklich keiner sein, wir hatten weder Wasser noch Sonnencreme dabei bzw. ich schon, allerdings war ich mir 100% sicher, dass ich die nicht brauche, weil ich ja schon vorgebräunt von meinem Sommerurlaub war und deshalb ja nicht so schnell Sonnenbrand bekäme…Tja, mein Nacken ist nun rotbraun und die erste Nacht war nicht so angenehm. Jedenfalls, um auf unsere Arbeit zurückzukommen, laufen wir ja von Familie zu Familie, um zu schauen, wie die Lebens- und Wohnsituation der einzelnen ist und wie man vielleicht was verbessern kann, indem wir Buch führen und Berichte verfassen, sowohl um vergleichen zu können zu den vorherigen Jahren als auch um den Partnern in Deutschland ein genaueres Bild zu vermitteln und zu zeigen, wo ihr Geld eigentlich hingeht. Hierbei sind wir vor allem in Familien, wo es Waisen gibt, Leute krank oder behindert sind oder einfach zu wenig Geld für Essen und Kleidung bzw. zu wenig Wasser da ist. Außerdem geht es darum, diesen Menschen einfach zu zeigen, dass jemand da ist, der sich um sie sorgt und dass sie nicht egal sind, denn viele Menschen, auf die wir treffen, wirken sehr einsam. Viele haben keine Möglichkeit sich selbst fortzubewegen, weil sie entweder alt, krank oder körperlich behindert sind. In Holili trafen wir vor allem auf alte Menschen und auf Waisenkinder. Da war ein Mann, der einfach vor seiner Lehmhütte saß und in die Leere starrte. Als wir kamen, wirkte er sehr glücklich. Wir sangen gemeinsam ein Lied und beteten für ihn, er bedankte sich tausendmal, sagte immer wieder ansante sana, vielen Dank, vielen, vielen Dank. Das war unser erster Tag als Volunteer aus Deutschland. Eindrucksvoll und auch lustig, denn die Sister ist zwischendurch auch immer für ein Späßchen bereit. Wir verstehen uns wirklich gut mit ihr, sie ist rücksichtsvoll und bemüht sich sehr, uns einen guten Start in Tanzania zu verschaffen, so ließ sie uns für den Rückweg zwei Pikipikifahrer kommen, die uns zurück zum Gemeindehaus nahmen, sie selbst ist gelaufen, zusammen mit den Diakoniemitarbeitern und dem Fieldworker. Ich glaube, sie dachte sich: Ach, diese Mzungus haben wahrscheinlich kein Durchhaltevermögen. Sie sagt auch immer wieder, wir sollen Bescheid sagen, wenn wir nicht mehr können, dabei sind wir mehr als halb so alt wie sie… Naja, mir sollte es recht sein, die Fahrt mit den Pikipikis durchs Nichts hat wirklich Spaß gemacht.
Anschließend gab
es Mittagessen und dann ging´s ab nach Uuwo, wo wir uns erst mal fett mit
Aprés-Sun eincremten und von den anderen ziemlich belächelt wurden…
Am Donnerstag besuchten wir die Gemeinde in Mwika, quasi der Nachbarort von Uuwo. Wir trafen auf viele körperlich und geistig behinderte Menschen, die es hier besonders schwer haben. Auf eine Unterstützung vom Staat kann hier lange und vergebens gewartet werden. Deshalb sind die Mitarbeiter und die Sister sehr darum bemüht, einige Wünsche zu erfüllen und vor allem wichtige Grundlagen zu schaffen. Zum Beispiel trafen wir auf einen ca. 25- 30 jährigen Mann, dessen Gliedmaßen völlig verdreht waren, nur seine rechte Seite war „funktionstüchtig“. Er kann sich zwar fortbewegen, doch er erzählte uns, dass sich seine Mutter dafür schäme und nicht will, dass er sich so fortbewegt, „auf dem Boden rumkriecht“. So kommt es nun, dass er den ganzen Tag im Bett liegt, liest und betet. Er erklärt uns, dass seine Matratze viel zu dünn sei und er sein Bett noch mit Klamotten ausstopft, damit seine Rückenschmerzen zumindest ein wenig gelindert werden und er es bequemer hat. Er wünscht sich eine Bibel und dass er zur Kirche gehen kann. Zwei der Wünsche können wir ihm erfüllen, er soll eine neue Matratze und eine Bibel bekommen.
In einer anderen Familie wohnt der kleine Freddy. Ich schätze ihn auf fünf oder sechs Jahre. Seine Eltern sind verstorben, nun kümmern sich seine Großeltern. Er ist sehr schüchtern und traut sich kaum, uns zu begrüßen. Er gibt mir die Hand und ich bemerke die Pusteln auf seiner Haut. Er hat HIV/Aids, sein Immunsystem ist geschwächt und daher wahrscheinlich dieser Ausschlag. Wir singen gemeinsam und beten mit und für den kleinen Freddy.
Trotzdem sind da auch immer wieder Leute, die einen erheitern, ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Da ist diese alte Frau, ich hab sie mit einer Größe von 1,20m in Erinnerung. Sie wirkt ausgemergelt und einsam, doch wir, naja wohl eher die Sister und die Gemeindemitarbeiter, führen ein angeregtes Gespräch mit ihr. Es wird viel gelacht und sie reißt einen Geck nach dem anderen. Sie freut sich über unseren Besuch, eine nette Abwechslung und auch die zwei Mzungumädchen sind ganz niedlich. Zwar können wir noch nicht so viel verstehen, von dem was gesagt wird, aber wir können erahnen, was gemeint ist und Körpersprache gibt es ja auch noch. Ich sitze neben ihr auf ihrem Bett, auf das sie mich herzlich einlädt und stupst mich ab und zu an oder nimmt meine Hand. Wir singen, sie singt lautstark mit, obwohl ihre Stimme eher anhört, als hätte sie zu viel Helium eingeatmet. Richtig erfrischend. Insgesamt macht es schon Freude, die einzelnen Familien zu besuchen, denn eigentlich ist man immer willkommen und vielen Menschen sieht man die Freude richtig an. Trotz frustrierender und erschreckender Eindrücke, bin ich motiviert und habe Feuer gefangen für diese Art von Arbeit.
Am Donnerstag besuchten wir die Gemeinde in Mwika, quasi der Nachbarort von Uuwo. Wir trafen auf viele körperlich und geistig behinderte Menschen, die es hier besonders schwer haben. Auf eine Unterstützung vom Staat kann hier lange und vergebens gewartet werden. Deshalb sind die Mitarbeiter und die Sister sehr darum bemüht, einige Wünsche zu erfüllen und vor allem wichtige Grundlagen zu schaffen. Zum Beispiel trafen wir auf einen ca. 25- 30 jährigen Mann, dessen Gliedmaßen völlig verdreht waren, nur seine rechte Seite war „funktionstüchtig“. Er kann sich zwar fortbewegen, doch er erzählte uns, dass sich seine Mutter dafür schäme und nicht will, dass er sich so fortbewegt, „auf dem Boden rumkriecht“. So kommt es nun, dass er den ganzen Tag im Bett liegt, liest und betet. Er erklärt uns, dass seine Matratze viel zu dünn sei und er sein Bett noch mit Klamotten ausstopft, damit seine Rückenschmerzen zumindest ein wenig gelindert werden und er es bequemer hat. Er wünscht sich eine Bibel und dass er zur Kirche gehen kann. Zwei der Wünsche können wir ihm erfüllen, er soll eine neue Matratze und eine Bibel bekommen.
In einer anderen Familie wohnt der kleine Freddy. Ich schätze ihn auf fünf oder sechs Jahre. Seine Eltern sind verstorben, nun kümmern sich seine Großeltern. Er ist sehr schüchtern und traut sich kaum, uns zu begrüßen. Er gibt mir die Hand und ich bemerke die Pusteln auf seiner Haut. Er hat HIV/Aids, sein Immunsystem ist geschwächt und daher wahrscheinlich dieser Ausschlag. Wir singen gemeinsam und beten mit und für den kleinen Freddy.
Trotzdem sind da auch immer wieder Leute, die einen erheitern, ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Da ist diese alte Frau, ich hab sie mit einer Größe von 1,20m in Erinnerung. Sie wirkt ausgemergelt und einsam, doch wir, naja wohl eher die Sister und die Gemeindemitarbeiter, führen ein angeregtes Gespräch mit ihr. Es wird viel gelacht und sie reißt einen Geck nach dem anderen. Sie freut sich über unseren Besuch, eine nette Abwechslung und auch die zwei Mzungumädchen sind ganz niedlich. Zwar können wir noch nicht so viel verstehen, von dem was gesagt wird, aber wir können erahnen, was gemeint ist und Körpersprache gibt es ja auch noch. Ich sitze neben ihr auf ihrem Bett, auf das sie mich herzlich einlädt und stupst mich ab und zu an oder nimmt meine Hand. Wir singen, sie singt lautstark mit, obwohl ihre Stimme eher anhört, als hätte sie zu viel Helium eingeatmet. Richtig erfrischend. Insgesamt macht es schon Freude, die einzelnen Familien zu besuchen, denn eigentlich ist man immer willkommen und vielen Menschen sieht man die Freude richtig an. Trotz frustrierender und erschreckender Eindrücke, bin ich motiviert und habe Feuer gefangen für diese Art von Arbeit.
Badaaye, eure
Wiebke
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen