Von Teststreifen, Gurken und 240 Kondomen
Die Zeit rast und die bevorstehenden Seminare
für Secondary-Schüler rücken immer näher. Helena und ich sind in den letzten
zwei Wochen voll in die Vorbereitung eingestiegen und haben für das
HIV-/Aids-Seminar etliche Krankenhäuser und Dispensaries besucht, um mit den
Schwestern und Doktoren über das Thema zu sprechen. Kann ich mich testen
lassen? Muss ich dafür bezahlen, wenn ja, wie viel? Wie geht es weiter, wenn
ich weiß, dass ich positiv bin? Etc. Das ging erstaunlich gut. Wir wurden echt
ernst genommen und bekamen genügend Informationen, die wir für die Seminare
verwenden können.
Bei der Gelegenheit haben wir uns auch gleich
mal selbst testen lassen im Marangu Hospital. Ich war dann schon etwas nervös.
Zum ersten, weil mir in meinem ganzen Leben noch nie Blut abgenommen wurde und
ich die größten Horrorvorstellungen davon hatte. Zum zweiten musste ich mich
dann doch mit dem Gedanken befassen, was wäre, wenn?! Ich war mir zwar sicher,
dass ich nicht infiziert sein kann, aber doch kribbelte es überall und mir
wurde leicht übel. Aber was ist das denn, wenn wir den Schülern ans Herz legen,
sich unbedingt testen zu lassen, weil es einfach unheimlich wichtig ist, seinen
Status zu kennen, damit man andere nicht ansteckt und ich es selbst noch nie
über mich ergehen lassen habe?! Also auf zum Testen! Zu allererst bekamen wir
eine Beratung und uns wurden etliche Fragen gestellt, so wie: Nehmt ihr Drogen?
Seid ihr schwanger? Habt ihr einen Freund? Habt ihr regelmäßig Sex? Benutzt ihr
Kondome? Etc. Anschließend ging es in den Testraum. Ein kleiner Piks, das war´s
schon. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Meine Vorstellung von
riesigen Nadeln und einem Liter Blut, das aus mir herausgesaugt wird, wurden
nicht bestätigt… Das kleine Tröpfchen wird auf den unteren Rand des
Teststreifens getropft und dann heißt es fünf Minuten warten. Jedenfalls war
ich dann doch unglaublich erleichtert, als die Prozedur beendet war und ich
offiziell negativ aus dem Marangu Hospital marschieren konnte.
Anschließend ging es zum Duka la dawa
(Apotheke), wo wir die erste Bestellung von 240 Kondomen aufgaben, die nun auch
schon in Helenas Zimmer stehen und darauf warten, in den Secondary-Schools über
Gurken gestülpt zu werden. Wir möchten, dass jeder Schüler es einmal
ausprobiert. Natürlich können wir das nicht von jedem erwarten, denn die
Hemmschwelle ist groß und generell ist Sexualität ein großes Tabuthema, über
das niemand spricht, vor allem, weil die tansanische Gesellschaft ja schon sehr
religiös geprägt ist. Sex vor der Ehe? Geht gar nicht! Aber wir werden es
versuchen, denn es ist schon etwas anderes, wenn wir das vorne einmal vormachen
und alle nur zusehen, als wenn jeder selbst mal ran darf. Diese Möglichkeit
möchten wir den Schülern bieten und hoffen natürlich, dass es angenommen wird.
Ansonsten haben wir neulich ein Zentrum für
HIV-Infizierte und Aidskranke in Moshi entdeckt. Das ist soooo klasse! Es gibt
etliche Beratungsstellen, Jugendarbeit, Seminare und jede Menge Material, von
dem wir auch einiges mitnehmen durften für unsere Arbeit an den
Secondary-Schools. Unter anderem einige Exemplare der Zeitschrift „Fema“, eine
tansanische Jugendzeitschrift, in der Themen wie Sexualität und HIV/Aids,
Umweltschutz, Freizeit, Musik usw. angesprochen werden. Unsere liebe Glory hat
sich gleich mal ein paar Zeitschriften geschnappt und sie verschlungen.
Scheinen ganz gut anzukommen! Auf jeden Fall wollen wir in jeder Schule (wir
gehen in acht Secondary-Schools für die Seminare) einen kleinen Infotisch
aufbauen, sodass die Schüler frei über das Infomaterial verfügen und sich in
den Pausen belesen können. Neben den Zeitschriften haben wir Flyer, Poster und,
und, und im Repertoire dank „Kiwakkuki“, dem Infozentrum in Moshi. Für unseren
Vortrag an sich arbeitet Helena gerade an einer Powerpoint-Präsentation, wofür
ich ihr sehr, sehr dankbar bin. (Das konnte ich noch nie ausstehen!) Ansonsten
werden fleißig Briefe an Schulleiter und Pastoren geschrieben, damit wir dann
auch ganz offiziell in die jeweiligen Schulen gehen können. Die Vorlage für das
Seminar haben wir von Lea und Johanna, den ersten Freiwilligen unseres
Projekts, die das damals ausgearbeitet haben. (Danke euch!) Ein Thema wird
„Alkohol und Drogen im Zusammenhang mit HIV/Aids“ sein, dafür arbeiten Lola und
ihre Schüler aus der Drama AG der Kiumako Secondary School in Uuwo gerade an
Beispielfilmen, die wir dann in unserer Präsentation den Schülern unserer
Gemeinden zeigen dürfen. Ich bin so froh, dass es diese Zusammenarbeit nun gibt.
Die Schüler sind voll dabei und freuen sich, nun einen richtigen Auftrag zu
haben und Helena und ich sind froh, dass wir uns nicht hinstellen müssen, um
den Schülern anhand einer kleinen Szene die Folgen von Drogen- und
Alkoholkonsum aufzuzeigen. So wird das dann alles viel authentischer auf die
Schüler wirken und wir haben Spaß bei der Vorbereitung auf die szenische
Darstellung. Ich war die letzten zwei Male mit dabei und habe den Schülern
erklärt, was wir vorhaben und ob sie nicht Lust hätten, diese Filme zu drehen.
Die Begeisterung ist riesig und ich kann kaum auf die Ergebnisse warten!
Die Seminare können losgehen und wir sind
voller Vorfreude!
Eure Wiebke
Der kleine Piks und dann war's das schon |
Ein bisschen Spass dabei muss auch mal sein! |
240 Kondome und das war noch laengst nicht alles |
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